Tiny Living und Ressourcenschonung

Das große Ganze im Tiny House

Wir möchten das neue Jahr mit einem Herzensthema von uns beginnen: dem sorgsamen Umgang mit unseren Ressourcen. Ob Rohstoffe, Wasser, Boden oder Energie, aber auch Zeit – all diese Dinge sind nur begrenzt verfügbar. Wir gehen mit ihnen aber um, als wären sie unbegrenzt vorhanden.

Wenn wir die Erde und ihre Ressourcen immer weiter ausbeuten, schadet das nicht nur einem fernen Teil der Welt. Sondern auch unserer unmittelbaren Heimat: den Tieren, Pflanzen, Böden, Gewässern, Wäldern, der Luft, die wir atmen – und uns selbst.

Kreislauf statt Sackgasse

Wir wollen allerdings nicht nur auf das Problem dieser Verschwendung aufmerksam machen, wir wollen zum Handeln inspirieren, indem wir unsere Lösungen aufzeigen. Statt unsere kostbaren Ressourcen in einer Sackgasse zu verlieren, werden sie, zurückgeführt in einen Kreislauf, oft unendlich lange nutzbar. Unbegrenzt nutzbar ist auch die erneuerbare Energiegewinnung.

100% Gratis: Sonne & Wind

Die Sonne scheint, ohne dass die Strahlen vorher in einer Grube am anderen Ende der Welt abgebaut werden müssen. Und der Wind weht kostenlos, wir müssen ihm nur ein Rad in den Weg stellen. Beide Energiequellen haben also den Vorteil, dass keine Ressource permanent zugeführt oder verfeuert werden muss – sobald die Anlagen stehen, sind sie Selbstläufer für viele Jahrzehnte. In der Wirtschaftsforschung ist dies auch als “Null-Grenzkosten-Prinzip” bekannt und nebenbei der Albtraum von Diktaturen, die sich durch fossile Energieträger am Leben halten (vgl. auch Rifkin, J. 2022. Das Zeitalter der Resilienz, Campus).

Gelebte Lösungen im Tiny PopUp München Pullach

Wir haben euch zu jeder Ressource eine Seite zum Verweilen und Entdecken erstellt. Ein kleines Potpourri an interessanten Links zu tollen Ideen und kurze Texte zu unseren Lösungen im Tiny PopUp in Pullach bei München. Vom Cradle-to-Cradle Gedanken beim Bau über Sonnenstrom und Batteriespeicher bis hin zum Klo ohne Wasser und der Fassadenbegrünung: es geht ums große Ganze im tiny House!

Von der Klimaaustellung ins interaktive Tiny House

Auf die Idee zu diesem Schwerpunkt kamen wir durch die Klimaausstellung in Kooperation mit dem Umweltreferat München. In der Ausstellung in München haben wir letzten Herbst interaktive Plakate zu den einzelnen Ressourcen gezeigt und zu Vorträgen geladen. Jetzt geht die Ausstellung interaktiv weiter, permanent mit neuen Ideen ergänzt – Viel Spaß also beim Erkunden.

Klimaherbst

FAQ

Mobile Kleinwohnformen sind in vielen Bereichen ökologischer als herkömmliche Wohnformen:
  • geringer Primärenergieverbrauch: wenig Wohnraum = wenig Energiebedarf – und zwar insgesamt, nicht nur pro Quadratmeter
  • Wohnraum ohne Flächenversiegelung: Biodiversität, CO2-Speicherung, Hochwasserschutz und Kühleffekt bleiben erhalten
  • Wenig graue Energie in Baumaterial: kein Beton, dafür ökologische Baustoffe und insgesamt viel weniger Materialverbrauch
  • Bau nach dem Cradle to Cradle Prinzip: verwendete Ressourcen können in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden
  • Tiny Living fördert einen minimalistischen Lebensstil hinsichtlich Konsum, Ernährung, Mobilität, Freizeitgestaltung und ehrenamtlichem Engagement

Weitere nachhaltige Aspekte speziell im Tiny DaHome:

  • 100 Prozent erneuerbare Energie durch Photovoltaik
  • umweltfreundliche Wärmeproduktion durch Solarthermie und Abwärme des Holzofens
  • Toilette ohne Wasserspülung
  • Pflanzenkläranlage als Fassadenbegrünung
  • Insektenfreundlicher Urbaner Garten gemäß Permakultur
Eine Trocken-Trenn-Toilette fängt Urin und Fäzes getrennt auf. Beides enthält wichtige Nährstoffe, die wir kompostiert und verdünnt der Natur zurückgeben können und so sinnvolle Kreisläufe schließen: Essen, Kacken, Kompostieren, Säen, Ernten und wieder Essen!

Nach ca. zwei Jahren ist das Ganze bester Hummus, nach Permakulturrichtlinien kompostiert. Durch die direkte Trennung mittels eines speziellen Einsatzes, wird starke Geruchsbildung verhindert. Und da an Stelle von wertvollem Trinkwasser lediglich etwas Sägespäne und Rindenmulch dazu gegeben werden, leistet eine Trocken-Trenn-Toilette einen grossen Beitrag zum Wassersparen. Durchschnittlich werden etwa 30% des täglichen Wasserverbrauchs für die Toilettenspülung gebraucht. Also ca 40l pro Tag und Person, um seine Hinterlassenschaften wegzuspülen.

Wir standen dem ganzen anfangs wirklich skeptisch gegebenüber. Das Konzept hat uns aber eindeutig überzeugt. Mittlerweile betrachten wir normale Klospülungen als sinnlose Sackgasse und hoffen auf mehr Kreislaufdenken im Sanitärbereich.

Von Goldeimer gibt es eine tolle Broschüre zum Thema: Selbstbau, richtiges Kompostieren, Terra Preta und ab wann Scheiße keine Scheiße mehr ist. Der Blog ist ebenfalls mega hilfreich

Warmwasser wird im Winter durch Abwärme des Ofens in einem Rauchgasboiler erzeugt und im Sommer, sowie in der Übergangszeit durch Solarthermie*. Es wird also bereits vorhandene Energie genutzt ohne fossile Energieträger für Warmwasser zu verbrauchen. Die Wärmenutzung der Sonne hat großes Potenzial, denn die Sonne scheint sie gratis und die Nutzung der thermischen Sonnenenergie hat einen viel höheren Wirkungsgrad, als die Umwandlung der Sonnenenergie in Strom. Zum Vergleich: PV-Panele haben je nach Generation einen Wirkungsgrad von ca. 15 Prozent, Solarthermie kann jedoch von der ankommenden Sonnenenergie ca. 50 Prozent nutzbar machen!

Quelle: EnBW 2022

Fazit: Sonnenernte lohnt sich doppelt!

*in Planung

Wir haben einen Frischwasser- als auch einen Abwasseranschluss, der an das örtliche Leitungssystem angeschlossen werden kann. Da der Standort in Pasing über keine Anschlussmöglichkeiten verfügte, sammelten wir unser Brauchwasser bzw. beziehen Frischwasser über unseren Nachbarn. Das Grauwasser filtern wir ebenfalls durch verschiedene Kies-und Sandschichten und eine Pflanzenkläranlage, die gleichzeitig die Fassade begrünt. Durch die Verwendung von rein pflanzlichen Spülmitteln und Seifen stellen wir sicher, dass keine Schadstoffe oder Mikroplastik im Wasser landen. Die Labormessungen des pflanzengefilterten Grauwassers haben ergeben, dass wir es problemlos zum Gießen unseres urbanen Gartens verwenden können.

Am Standort in Pullach können wir uns ganz normal an Frisch- und Abwassernetz anschließen. Unsere Pflanzenkläranlage, die ja gleichzeitig unsere Fassade begrünt, werden wir weiterhin zwischenschalten. Genauso wie unsere Trocken-Trenn-Toilette.

Das Tiny DaHome wird mit einem modernen Holzofen geheizt. Unser Jahresverbrauch an Hartholz liegt bei 1,5 Ster. Das Holz kommt aus lokalen Wäldern, das aufgrund von Schädlingsbefall gefällt werden musste. Wir verfeuern zu 80 Prozent Esche und zu 20 Prozent Fichtenholz. Wir nutzen zusätzlich bewusst die Sonneneinstrahlung im Winter durch unsere Fensterfronten. Das bedeutet, dass wir sogar tagsüber bei Minustemperaturen nicht einheizen müssen, da die Sonne den kleinen Raum schnell aufwärmt. Zusätzlich haben wir eine solarthermiegeführte Fußbodenheizung *, die unseren Holzbedarf weiter reduziert. Genaue Verbrauchswerte stehen hier noch aus. Im Sommer verhindern wir durch unsere Außenrollos das Aufheizen des kleines Raumes und können so auf eine Klimaanlage verzichten.

Wir sind uns bewusst, das Holzbrand trotz seiner Klimaneutralität kritisch gesehen werden muss. v.a. hinsichtlich der Feinstaubbelastung. Wir arbeiten daran, durch verschiedenste Maßnahmen diese Belastung z.B. durch entsprechende Filter zu reduzieren.

* in Planung

Das Tiny DaHome ist in Holzständerbauweise mit ökologischer Hanf-Jute Dämmung gebaut.

●  Pappelsperrholz

●  Holzständer 8cm mit Hanf Jute Dämmung,

●  Offene Fichten Aussenfassade

●  Hinterlüftet

●  U-Wert 0,516 W/m2K

Zum Zeitpunkt des Baus standen wir noch vor der Herausforderung Wanddicke versus ökologischem Dämmstoff. Wir nahmen einen etwas schlechteren Dämmwert in Kauf, da wir auf ökologische Dämmstoffe setzen wollten statt auf umweltschädliche Materialien wie Beton, Steinwolle und Styropor. Wir bevorzugen atmungsaktive Wände, die ein angenehmes Raumklima erzeugen. Auch das Cradle to Cradle Prinzip ist uns dabei sehr wichtig. Unser Energieverbrauch ist durch den kleinen Raum und innovative Lösungen trotzdem wesentlich geringer als bei den meisten modernen Bauten.

SDG

Dieser Beitrag unterstützt folgende UN Nachhaltigkeitsziele:

Mehr zu den UN SDG Zielen

Ressourcen sparen

das große Ganze im Tiny House

Originalplakate der Klimaausstellung

Bei Interesse an den Plakaten als PDF schreib uns eine E-Mail
2023-01-15T18:57:38+01:00Januar 15th, 2023|Event, Nachhaltigkeit|
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